© St. Marienkirche

Winterresümee 2021

Tue, 30 Aug 2022 09:43:41 +0000 von Anette Gräff

Was kann man im Januar von einem Garten berichten?
Vielleicht feststellen, dass die Blattknospen an den Zweigen der Bäume unter ihren derben Knospenschuppen längst angelegt und jetzt schon sichtbares Hoffnungszeichen sind, dass es ein Frühjahr mit grünen Baumkronen geben wird.
Und diese unscheinbaren Garanten beflügeln Gärtnerin und  Gärtner, die jetzt Pläne für das Ausäen und Pflanzen entwickeln können.
Im Bibelpflanzengarten sind einige neue Beete entstanden und während es letzten Sommer schien, als hätten wir alle Arten schon angepflanzt, die in den Garten passten, sind uns en passant doch noch neue Bewohner in den Sinn gekommen.
Die Linse gehört in eine Geschichte des Alten Testaments und zwar in die schwierige Beziehung zwischen Jakob, dem Erzvater Israels und seinem älteren Bruder Esau. Damit passt sie wunderbar zur Himmelsleiter, die sich schon vorletztes Jahr im Garten eingefunden hat und auf Jakobs Traum verweist, in dem er auf einer Leiter Engel in den Himmel hinauf- und hinabsteige sah. Für ein Linsengericht wiederum bringt Jakob Esau dazu, sein Erstgeburtsrecht an ihn, den jüngeren Bruder abzutreten.
Neben der Linse, hoffen wir, wird auch der Rohrkolben (Typha spec.)in einer alten Zinkwanne in den Garten einziehen.
Er begegnet uns im Alten Testament bei der Rettung Moses vor dem Gebot des Pharaos, die neugeborenen jüdischen Söhne zu töten. Moses Mutter machte ein Kästchen aus Rohr und verklebte es mit Erzharz und Pech, um Mose darin im Nil auszusetzen.
Hoffentlich reichen dem Rohrkolben die begrenzten Platzverhältnisse, ist er es doch eigentlich gewohnt, riesige Bestände an Seen und langsam fließenden Gewässern zu bilden – so vielleicht auch vor vielen Jahren einmal am Leinekanal einen Steinwurf vom Bibelgarten entfernt.
Letzten Herbst schon ist die Weinrose (Rosa rubiginosa) gepflanzt worden. Ihr Laub duftet auffallend und ist so mit einer Marienlegende verknüpft worden. Auf der Flucht vor Herodes nach Ägypten hing Maria die Windeln auf die Rose und zum Dank für ihre demütigen Dienste schenkte Maria ihr zum Abschied den Duft der Blätter. Der zeichnet sie nun vor allen anderen Rosen aus, deren Duft sich auf die Blüten beschränkt.
Überhaupt haben wir Maria ein kleines Beet gewidmet, denn um niemand anderen ranken sich so viele Legenden, in denen Pflanzen eine wichtige Rolle spielen. Über Lilien und Rosen hinaus ist durch den Volksmund eine ganze marianische Botanik entstanden, da er  allein im deutschen Sprachraum 200 Pflanzennamen kannte, die sich auf Maria bezogen, z.B. die Bezeichnungen Marienmantel, Mutterkraut oder Marienblume für den Frauenmantel (Alchemilla vulgaris). 
Auch mit der unscheinbaren Ackerwinde (Convolvolus arvensis) ist eine Marienlegende verknüpft, die sich auf die roten Streifen bezieht, die oft an den Kronblättern zu finden sind: sie sind die Spuren des Weines, den Maria einst zum Dank einem hilfreichen Fuhrmann in einem Ackerwinden-Blütenkelch einschenkte. 
Und so ist die Ackerwinde heute am Zaun des Bibelgartens rankend eine Referenz an die Namenspatronin unserer Kirche.
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