© St. Marienkirche

Johanniskraut: Steckbrief und Hördatei

(Hypericum perforatum)
Quelle: St. Marienkirche Göttingen
Tüpfel-Johanniskraut

Audiodatei der Hörstation

Sie hören die zum Johanniskraut (Johannes der Täufer) passende Bibelstelle: Lukasevangelium, 1. Kapitel, Verse 57-80 (gesprochen von Friederike Gräff)


Standort im Bibelpflanzengarten der St. Marienkirche

Quelle: St. Marienkirche Göttingen
Standortskizze

Warum diese Pflanze im Bibelgarten steht

Über den Zeitpunkt seiner Blüte rund um Johanni am 24. Juni ist das Johanniskraut mit zahlreichen Legenden mit Johannes dem Täufer verknüpft worden.
Hier eine davon:
König Herodes schickte seine Häscher aus, um Johannes den Täufer gefangen nehmen zu lassen. Denn der hatte den König für die Affäre mit der Ehefrau seines Halbbruders angeprangert. Dieser hatte dazu geführt, dass er seine eigene Frau verstieß, um die ehrgeizige Herodias heiraten zu können. Herodias brachte aus ihrer ersten Ehe eine Tochter namens Salome mit.

Die Häscher hatten das Haus gefunden, in dem sich Johannes aufhielt. Es war jedoch ein unscheinbarer Bau, der sich in nichts von den umstehenden Häusern unterschied. Es dunkelte bereits und die Männer beratschlagten, wie die Soldaten, die am nächsten Morgen in aller Frühe losgeschickt werden würden, das Haus finden könnten. Schließlich riß einer von ihnen ein Büschel Johanniskraut am Wegrand aus und klemmte es in die Fensterhöhlung. Im Morgengrauen rückte ein Trupp Soldaten aus und hielt Ausschau nach dem Büschel, das das Haus für sie markieren sollte. „Hier ist es“ schrie einer und hieb mit der Lanze schon gegen die Haustür. „Hier“ schrie ein anderer und ein dritter rief es gleichzeitig von der anderen Straßenseite. Wie groß war ihr Erstaunen, als sie merkten, dass jedes Haus in der Straße ein Büschel Johanniskraut an seiner Fassade trug. So hatte das Kraut sich wunderbarerweise überall hingesetzt und den heiligen Johannes vor einer Verhaftung bewahrt.

Johannes
Johannes dem Täufer kommt als letzten Propheten des Alten Testaments und Wegebereiter Christi eine besondere Rolle zu. Sein Geburtstag wird am 24. Juni gefeiert, dieser Tag liegt genau ein halbes Jahr vor der Geburt Jesu. Diese Festlegung hängt mit der Verkündigungsgeschichte zusammen:
Der Engel antwortete ihr [Maria]: (…) Und sieh, Elisabeth, Deine Verwandte ist auch schwanger mit einem Sohn, in ihrem Alter, und ist jetzt im sechsten Monat, von der man sagt, sie sei unfruchtbar. Denn bei Gott ist kein Ding unmöglich.
(Lukas 1, 36-38)

Das Johannifest wird aber auch nicht ohne Grund kurz nach der Sommersonnenwende am 21. Juni gefeiert, wenn die Sonne allmählich wieder an Höhe verliert. Denn Johannes sagt über Christus: Er muß wachsen, ich aber muß kleiner werden. (Johannes 3,30).

Heilwirkung
Das Johanniskraut war und ist eine der beliebtesten Pflanzen der Volksmedizin. Nach Paracelsus „ist es nicht möglich, dass eine bessere Arznei für Wunden in allen Ländern gefunden wird.“ Seit dem Mittelalter wird es zur Wund- und Schmerzbehandlung, gegen Nervosität, Lungen-, Magen-, Darm- und Gallenbeschwerden eingesetzt. Verwendet wird vor allem das Öl, das in Drüsen an den Rändern der Kronblätter enthalten ist. Weniger Öl enthalten die Drüsen, die sich auf den Stengelblättern befinden und diese wie fein durchstochen aussehen lassen.


Brauchtum
In der Nacht vor Johanni wurden siebenerlei oder neunerlei Kräuter (neben dem Johanniskraut z.B. Thymian, Arnika, Schafgarbe, Kamille) zu einem Strauß oder Kranz gebunden und zum Schutz vor den bösen Geistern, die in der Johannisnacht umgehen, an Tür oder Fenster gehängt. Johannisträuße wurden ans Haus gehängt, um vor Krankheiten, Blitz und Feuer zu schützen. Mancherorts wurden die Kränze unter das Kopfkissen gelegt, um dem Glück in der Liebe auf die Sprünge zu helfen. Anderenorts wurden die Kränze ins Johannisfeuer geworfen, was vor Zahnschmerzen bewahren sollte oder mit dem aufgesagten Spruch „Wie dieser Kranz mög’ all mein Missgeschick verbrennen und in nichts zerfallen“ sollte ganz allgemein ein Schutz erreicht werden.


Übrigens
Als der Teufel erkannte, wie viel Bannkraft in der Pflanze steckt, zerstach er in seiner Wut die Blätter mit einer Nadel. Die Nadelstiche sind bis zum heutigen Tag als durchscheinende Punkte am Blattrand erkennbar. In machen Regionen galten die um die Mittagsstunden des Johannitags gepflückten Pflanzen als zauberkräftig, in anderen die in der Johanninacht gepflückten. Wieder andere gingen davon aus, dass in der Johanninacht vor allem Giftkräuter wuchsen, so dass es ratsam war, zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang nicht übers Gras zu laufen.


Standort
Das Tüpfel-Johanniskraut ist wie die übrigen dreizehn in Deutschland heimischen Arten der Gattung Johanniskraut an Waldrändern, in Gebüschen und auf Trockenrasen verbreitet.


Ein Rezept: Johannisöl
Die vorsichtig abgezupften Stengel- und Kronblätter gibt man in eine geräumige Flasche mit weitem Hals und gießt etwa die 3 – 4 fache Menge feinstes Olivenöl darüber. Man verkorkt die Flasche gut und stellt sie etwas sechs bis sieben Wochen an die Sonne, in regenreichen, kühlen Sommern stattdessen an Herd oder Heizung. Man schüttle die Flasche öfters. Sobald der Inhalt eine leuchtendrote Farbe erhalten hat, gießt man ihn durch ein Tuch und presst die Pflanzenrückst.nde dabei gut aus. Sollte sich nach nun nochmaligem Stehen eine wässerige Schicht zeigen, hebt man diese mit einem
Gummischläuchlein ab.

Weitere Bilder

Quelle: St. Marienkirche Göttingen
Rand der Kronblätter mit schwarzen Öldrüsen